Sport in Mitteldorf
Um 1883 regte Sportfreund Paul Krauße aus Niederwürschnitz, von dem es heißt, er sei eher wegen der Brautschau nach Mitteldorf gekommen, die Gründung eines Turnvereins an. Noch im gleichen Jahr wurde die Idee in die Tat umgesetzt und schon kurz darauf wählten 25 Turnbegeisterte einen Vereinsvorstand.
Versammlungen und Zusammenkünfte wurden ab da an in der alten Gaststätte von Heinrich Schulze (später Bäckerei Lindner, heute Am Anger 10) abgehalten. Geturnt wurde bei Sportfreund Heinrich Kretzschmar in der Gaststätte „Grüne Laube“ (heute Hartensteiner Straße 35). 1886 siedelte der Verein in die Gastwirtschaft Noberini (das spätere „Erzgebirgische Bier- und Speisehaus“ von Oskar Voigt, dem Großvater von Ortschronistin Gisela Augustin, heute Am Anger 18). Geturnt wurde über den Bach im Garten, wo es bereits 1895 Schauturnen zu sehen gab.
Um 1908 ging es dann in die Gaststätte „Stadt Dresden“ mit Turnplatz. Sportliche Disziplinen wie Hundertmeter- oder Hindernislauf wurden auch auf der Staatsstraße durchgeführt. Das war damals problemlos möglich. Wenn mal ein Pferdewagen kam, ging man eben für ein paar Minuten zur Seite.
Um 1914 wurde nach langwierigen Verhandlungen mit dem Bauer Viehweger ein Gelände mit Schräghang gekauft, dort wo sich heute die Kleingärten an der Hartensteiner Straße neben dem ehemaligen Gemeindeamt (Hartensteiner Str. 72) befinden. Wegen der abseitigen und abhängigen Lage wurde das Gelände im Jahr 1919 getauscht, mit dem heutigen Sportplatz. Dieser war damals sehr sumpfig und wurde unter großem Fleiß planiert und instand gesetzt.
Am 12.9.1920 fand die festliche Einweihung statt, gleichzeitig wurde der Gedenkstein für die einundzwanzig im ersten Weltkrieg gefallenen Vereinsmitglieder enthüllt. Zwei Jahre später wurde ein Geräteschuppen gebaut und später noch erweitert, um den Sportkindern bei Regen Unterschlupf gewähren zu können. )
Inzwischen war die Mitgliederzahl auf 280 angewachsen und eine Turnhalle war dringend notwendig geworden.
Bau der Turnhalle
Anschließend wurde eine Baukasse eingerichtet. Es konnten Bausteine im Wert von 2 – 10 Mark gekauft werden. So kamen von den Mitgliedern achttausend Mark zusammen und es konnte ein Grundstück in einer Größe von 800 m2 gekauft werden, das heutige Turnhallengelände.
Für diesen Bau wurde vom Architekt Willy Weber ein Kostenvoranschlag in Höhe von von 68.000 Mark unterbreitet. Die endgültigen Kosten stiegen aber auf 119.000 Mark, weil außer den auch damals wohl schon üblichen außergewöhnlichen Schwierigkeiten auch noch eine Kegelbahn gebaut werden sollte.
Der erste Spatenstich fand im Sommer 1928 statt und am 15.9.1928 erfolgte die feierliche Grundsteinlegung. Gebaut wurde auch nachts, mit Koksfeuerung auch im Winter, alles von Hand. Die Baustelle glich stets einem Ameisenhaufen.
Die Rechnungen für das Bauvorhaben gingen an den Vereinsvorstand Paul Seidel. Seine Frau Klara musste in diesen Tagen oft bei den Nachbarn klingeln, um ein Stück Brot für die Kinder zu bekommen.
Am 3. November 1928 war „Bauheben“, wo ein begeisterter Sportler namens Richard Schuster vor Freude über den Bau der Turnhalle einen Handstand auf dem obersten Dachbalken vollführte. Dieser Mann ist auch von den Feldern oberhalb der Bahnlinie bis hinunter zur Hartensteiner Straße auf Händen gelaufen.
Im Sommer des Folgejahres war der Bau fertigestellt und nach einem Festumzug mit Pauken, Trommeln und Trompeten durchs Dorf konnten die Vereinsmitglieder endlich ihr neues Heim beziehen. Die offizielle Einweihung erfolgte aber erst ein weiteres Jahr später, da dieses Fest mit vielen verschiedenen Programmpunkten ausgestaltet werden sollte, für deren Genehmigung die Behörden auch damals schon einiges an Zeit benötigten.